Guten Tag,
gUFO hat geschrieben:
Mojn Mojn!
Aber was, wenn man den Bremsweg mittels eines Geschwindigkeitsprofils vom Zielpunkt aus festlegt und berechnen lässt?
Der vorhandene Wert der Bremsverzögerung sollte reichen. Die aktuelle Geschwindigkeit und der Abstand vom Zielpunkt sind auch bekannt.
gUFO hat geschrieben:
Da muss das halt nicht ständig neu berechnet werden...
Der Abstand vom Zielpunkt ändert sich ständig. Die Geschwindigkeit ändert sich ebenfalls. Es kann auch mehrere Zielpunkte geben, z.B. eine Lafa und ein kurz dahinter stehendes Signal oder ein Haltepunkt. Mit jedem Bewegungsschritt muß also neu gerechnet werden.
gUFO hat geschrieben:
Gerade bei Eisenbahnstrecken wäre das bestimmt machbar, denn es gibt bei der Eisenbahn (regulär) keine plötzlichen Änderungen oder plötzlich auf Halt fallende Signale..
Regulär nicht, aber in BAHN schon. Man kann jederzeit und an jedem Ort manuell Parameter des Zugs ändern, und auch fast immer Parameter der Strecke ändern. Beim Vorbild würde eine Strecke vor einem Umbau gesperrt. Was macht man aber in BAHN? Man stoppt nur die Simulation, baut um und läßt sie weiter laufen. Ein sich nähernder Zug findet dann plötzlich eine ganz andere Situation vor als die, für die er eben seinen Bremsweg berechnet hat.
gUFO hat geschrieben:
Dafür hat man gerade bei Eisenbahnen ja relativ lange Bremswege. Ich kann nur für mich als S-Bahnlokführer sprechen, wenn ich sage, dass ich z.B. aus ca. 80 km/h regulär unter guten Bedingungen Bremswege von so ca. 400 - 600 m (und sogar mehr) zum Ziel wähle...
Beim Fernverkehr sind es auch mal mehr als ein Kilometer. Diese ganze Strecke müßte von BAHN für jegliche Änderung durch den Nutzer gesperrt werden, ähnlich zur heute schon vorhandenen Streckenreservierung, aber eben noch viel länger und strenger.
gUFO hat geschrieben:
Allerdings fällt mir dabei auf, dass in der Tat ein vorauslaufender Zeiger durchaus nötig sein kann, denn anhand der Bremsstrecke könnte ja ein Zug noch gar nicht erkennen, ob diese für ihn überhaupt gültig ist. Das läßt sich ja erst am Ziel erkennen.
Selbst dann kann sich die Katze noch in den Schwanz beißen. Beispiel: Eine Haltestelle am Schulzentrum hat einen Eintrag "*(z=Mo-Fr:7:30-15:30)". Nun nähert sich ein Zug gegen 15:27. Er prüft den Fahrweg, findet die Haltestelle, stellt fest, daß er da halten soll, und fängt an zu bremsen. Aufgrund des Bremsens ist er aber später da als eben noch berechnet, nämlich erst 15:31. Also soll er gar nicht anhalten, er braucht also auch nicht zu bremsen...
gUFO hat geschrieben:
Oder man erzeugt eben eine gewisse Strecke vor dem Ziel, wo vom Ziel direkt ein Bremsbeginnpunkt gesetzt wird. Dieser kann vielleicht gleich auch die Notwendigkeit einer Bremsung anhand der Linien- oder Bedingungsliste des Ziels erfassen und dem Zug vermitteln.
Dabei besteht eben das obige Problem: Sollen die Bedingungen zu dem Zeitpunkt gelten, wo die Strecke geprüft wird (also der Zug noch gar nicht da ist), oder zu dem Zeitpunkt, wo er dann wirklich da ist (da müßte er aber bereits
vorher gebremst haben)? Bei solchen Dingen wie Geschwindigkeitsbegrenzung oder Zughalt ist diese Grauzone nicht ganz so kritisch und fällt daher kaum jemandem auf. Bei einem Signal kann man das aber nicht mehr tolerieren.
gUFO hat geschrieben:
Vielleicht kann/sollte man diese Zielbremsungen erstmal auf Fahrstraßen beschränken? Ich glaube jedenfalls, dass gerade die Fahrstraßentechnik diese Zielbremsungen quasi erst richtig machbar macht.
Ja, das ist auf jeden Fall so. Eine solche Einschränkung würde aber bedeuten, daß sich das Verhalten des Zugs ändert, wenn man eine Signalisierung auf Fahrstraße umbaut, obwohl man sonst gar nichts am Netz verändert hat. Das ist ein allgemeines Problem: Er braucht nun mehr Fahrzeit für die selbe Strecke und hält seinen Fahrplan nicht mehr ein. Ich habe schon vor über 10 Jahren mal experimentell eine Zielbremsung auf Haltepunkte realisiert. Im Ergebnis hat kein einziges Netz mehr funktioniert, d.h. der Fahrplan brach nach kurzer Zeit überall völlig zusammen. Eine solche Änderung erfordert einen aufwendigen manuellen Umbau in jedem Netz. Entweder man setzt die vmax hoch, oder man ändert die Werte für Anfahr- und Bremsbeschleunigung, oder man ändert bzw. löscht diverse Langsamfahrstellen. Das ist aber in jedem Netz anders und nur individuell zu lösen. In manchem Netz gibt es jede Menge -teils unsichtbarer- Geschwindigkeitszeichen und Vorsignale, die zum Simulieren einer Bremskurve dienen. In manchem Netz gibt es so etwas, aber nur für schnellere Züge (Eisenbahn, S-Bahn), während es im gleichen Netz bei Bus+Straßenbahn nicht verwendet wird.
Herzliche Grüße,
Jan B.