Reisenotizen am Rand der Mitte- Deutschland- Bahn
Verfasst: Montag 2. Oktober 2006, 21:39
Hihi, und nun mitten rein in ein Neustündiges Reise- Erlebnis und seine Folgen.
Natürlich geht es vom Ruhrgebiet nach Dresden ohne Fahrradmitnahme am bequemsten mit den Tagesrand- ICEs. Und wer ein Fahrrad in einen Pappkarton packt, mit einer roten Schleife selbigen dekoriert und dann in eben den nächsten ICE steigt ... muss nur gute Muskelkraft und eine Unschuldsmine haben.
Knapp eine Woche vor der Reise am Fahrkartenschalter. Die noch freundliche Bedienung druckt mir den Reiseplan aus. Mit dem IC nach Weimar, von Weimar mit dem RE nach Chemnitz, von Chemnitz mit dem nächsten RE nach Dresden. "Waoh, so wollt ich schon immer mal fahren.", meinte ich. - Erst als die Fahrkarten bezahlt waren (und ich Schussel vergessen hatte, dass ich ab Klingenberg- Kolmitz [oder so ähnlich] Freifahrt hatte), schien die Bedienung sich nicht mehr auf den Arm genommen zu fühlen. Die eigentliche Dummheit bestand nur darin, dass die Fahrt knapp neun Stunden dauerte. Und da hätte man auch mit dem SWT (insidersläng) über Minden, Hannover und HalleS reisen können - gleiche Zeit, weniger Geld. Zu spät.
Der IC kam pünktlich in Weimar an, und auf dem selben Bahnsteig kam knapp zehn Minuten später das VT 612er- Duo. Kommentarlos stieg ich in den nächsten Triebwagen, was ich hätte vielleicht nicht machen sollen. Oder gerade doch. - Was nun kommt an Strecke, tut mit Reizen nicht geizen. Die Thüringische Landschaft (vorsicht an der Stelle, das Land selbst wird m.U. auch schon 86 Jahre alt.) ist wirklich herrlich. Hätte ich nicht ständig mein Fahrrad überwachen müssen, wäre es wirklich eine wunderschöne Fahrt geworden. Hier stellt sich der Unterschied zwischen IC und RE zumindest für Fahrradfahrer dar: während im IC der Schaffner schon mal ausschau hält, wer sich denn da verdächtig macht, seine Schrottkiste im Zug zu entsorgen - stört sich kaum einer an einem instabilen Haufen (Neitech!!!) Fahrräder, aus dem man erst einmal das richtige wieder herauspulen muss... naja, immer mal freundlich sein, andere Fahrgäste ansprechen, mitanfassen - und die Reise blieb erfolgreich. Und die Lampe dran.
Die Mitte- Deutschland- Bahn bietet neben landschaftlichen Reizen auch Reichsbahn- Romantik für Diesellokfetischisten. Wer Gera noch nicht kennt, weiß auch nicht, wie ein Großstadtbahnhof (immerhin zweitgrößte Stadt des Landes) ohne Fernverkehrsanbindung und - viel markanter - ohne Oberleitung über den Gleisen aussieht. Ein sehr irritierender Eindruck.
Und irgendwann passierte es dann. Der RE aus Göttingen wird irgendwo geflügelt, die eine Hälfte fährt nach Chemnitz, die andere Hälfte fährt nach Zwickau. Und ratet mal in welcher ich saß. Der freundliche Schaffner kontrollierte mich noch rechtzeitig vor der Flügellung. Sein gepflegtes Thiringisch zeugte davon, dass er schon befürchtete, ich wäre nicht der einzige in der falschen Zughälfte. Also wechselte ich auf dem nächsten Bahnhof die Zugseite. Markant war, dass ich der einzige Wechsler war. (Wie ich später im Zug erfuhr, machten einige andere einen unfreiwilligen ChemnitzVisit....).
Und jetzt noch einen Tipp für alle Leute, die weder ihr Fahrrad mitnehmen, noch inkontinet sind, aber den VT 612 für zu laut halten: setzt Euch in die Fahrzeugmitte, wo die Mehrzwecksitze sind. Nicht nur, dass Ihr es wesentlich näher zur Toilette habt. (Sehr amüsant - wenn jemand drauf ist und der Zug zu pendelt beginnt. Igitt.) Es ist dort auch das Motorengeräusch wesentlich weniger aufdringlich. Ich habe es mal anders herum gehalten, als sich die Fahrradmenge gelichtet hatte, und muss gestehen, dass das ständige Hoch- und Runterdrehen des Motors, besonders als der Zug vor Chemnitz eher schlich als fuhr, gefühlsmäßig wie das Im- Stau- Stehen- auf der Autobahn wirkt. Was allerdings eher an der Strecke, als am Zug liegt.
Und irgendwann war dann Chemnitz erreicht. Für Leute, die D'dorf kennen, kommt zuerst das Deja- vu- Gefühl bei der Größe der Bahnhofshalle, dann die Frage, wer das Licht mal anmacht. - Und dann realisiert man so langsam, dass nicht nur die Beleuchtung der Bahnhofshalle zu knapp ist, sondern in dem riesigen Bahnhof m.E. nur Regionalzüge halten. Und so richtig etwas los war nachmittags ebenfalls nichts. Doch irgendwann kam nach dem Gefühl der Beklommenheit dann der rettende RE.
Die Dostos waren nur leicht gefüllt, aber auch hier merkte man mal wieder den Unterschied zwischen IC und RE. Erst stöckelte die Schaffnerin durch den Zug, dann folgten ihr zwei Sicherheitskräfte und sahen alles und jeden grimmig an. Die beiden wären wohl weniger nötig, wenn ÖPNV nicht hieße, dass jeder solche Züge benutzen darf, und man nicht schon im Vorfeld, am Schalter oder Automat (mit selektierender EC- Karten- Zahlung) dissoziale Randerscheinungen aussortieren könnte. Aber auch von Vandalismus scheinen Arbeitsplätze abzuhängen.
Alles in allen eine schöne Reise, die zwar anderthalb mal länger dauerte, als hätte man das Auto genommen, aber landschaftlich wesentlich schöner war.
Natürlich geht es vom Ruhrgebiet nach Dresden ohne Fahrradmitnahme am bequemsten mit den Tagesrand- ICEs. Und wer ein Fahrrad in einen Pappkarton packt, mit einer roten Schleife selbigen dekoriert und dann in eben den nächsten ICE steigt ... muss nur gute Muskelkraft und eine Unschuldsmine haben.
Knapp eine Woche vor der Reise am Fahrkartenschalter. Die noch freundliche Bedienung druckt mir den Reiseplan aus. Mit dem IC nach Weimar, von Weimar mit dem RE nach Chemnitz, von Chemnitz mit dem nächsten RE nach Dresden. "Waoh, so wollt ich schon immer mal fahren.", meinte ich. - Erst als die Fahrkarten bezahlt waren (und ich Schussel vergessen hatte, dass ich ab Klingenberg- Kolmitz [oder so ähnlich] Freifahrt hatte), schien die Bedienung sich nicht mehr auf den Arm genommen zu fühlen. Die eigentliche Dummheit bestand nur darin, dass die Fahrt knapp neun Stunden dauerte. Und da hätte man auch mit dem SWT (insidersläng) über Minden, Hannover und HalleS reisen können - gleiche Zeit, weniger Geld. Zu spät.
Der IC kam pünktlich in Weimar an, und auf dem selben Bahnsteig kam knapp zehn Minuten später das VT 612er- Duo. Kommentarlos stieg ich in den nächsten Triebwagen, was ich hätte vielleicht nicht machen sollen. Oder gerade doch. - Was nun kommt an Strecke, tut mit Reizen nicht geizen. Die Thüringische Landschaft (vorsicht an der Stelle, das Land selbst wird m.U. auch schon 86 Jahre alt.) ist wirklich herrlich. Hätte ich nicht ständig mein Fahrrad überwachen müssen, wäre es wirklich eine wunderschöne Fahrt geworden. Hier stellt sich der Unterschied zwischen IC und RE zumindest für Fahrradfahrer dar: während im IC der Schaffner schon mal ausschau hält, wer sich denn da verdächtig macht, seine Schrottkiste im Zug zu entsorgen - stört sich kaum einer an einem instabilen Haufen (Neitech!!!) Fahrräder, aus dem man erst einmal das richtige wieder herauspulen muss... naja, immer mal freundlich sein, andere Fahrgäste ansprechen, mitanfassen - und die Reise blieb erfolgreich. Und die Lampe dran.
Die Mitte- Deutschland- Bahn bietet neben landschaftlichen Reizen auch Reichsbahn- Romantik für Diesellokfetischisten. Wer Gera noch nicht kennt, weiß auch nicht, wie ein Großstadtbahnhof (immerhin zweitgrößte Stadt des Landes) ohne Fernverkehrsanbindung und - viel markanter - ohne Oberleitung über den Gleisen aussieht. Ein sehr irritierender Eindruck.
Und irgendwann passierte es dann. Der RE aus Göttingen wird irgendwo geflügelt, die eine Hälfte fährt nach Chemnitz, die andere Hälfte fährt nach Zwickau. Und ratet mal in welcher ich saß. Der freundliche Schaffner kontrollierte mich noch rechtzeitig vor der Flügellung. Sein gepflegtes Thiringisch zeugte davon, dass er schon befürchtete, ich wäre nicht der einzige in der falschen Zughälfte. Also wechselte ich auf dem nächsten Bahnhof die Zugseite. Markant war, dass ich der einzige Wechsler war. (Wie ich später im Zug erfuhr, machten einige andere einen unfreiwilligen ChemnitzVisit....).
Und jetzt noch einen Tipp für alle Leute, die weder ihr Fahrrad mitnehmen, noch inkontinet sind, aber den VT 612 für zu laut halten: setzt Euch in die Fahrzeugmitte, wo die Mehrzwecksitze sind. Nicht nur, dass Ihr es wesentlich näher zur Toilette habt. (Sehr amüsant - wenn jemand drauf ist und der Zug zu pendelt beginnt. Igitt.) Es ist dort auch das Motorengeräusch wesentlich weniger aufdringlich. Ich habe es mal anders herum gehalten, als sich die Fahrradmenge gelichtet hatte, und muss gestehen, dass das ständige Hoch- und Runterdrehen des Motors, besonders als der Zug vor Chemnitz eher schlich als fuhr, gefühlsmäßig wie das Im- Stau- Stehen- auf der Autobahn wirkt. Was allerdings eher an der Strecke, als am Zug liegt.
Und irgendwann war dann Chemnitz erreicht. Für Leute, die D'dorf kennen, kommt zuerst das Deja- vu- Gefühl bei der Größe der Bahnhofshalle, dann die Frage, wer das Licht mal anmacht. - Und dann realisiert man so langsam, dass nicht nur die Beleuchtung der Bahnhofshalle zu knapp ist, sondern in dem riesigen Bahnhof m.E. nur Regionalzüge halten. Und so richtig etwas los war nachmittags ebenfalls nichts. Doch irgendwann kam nach dem Gefühl der Beklommenheit dann der rettende RE.
Die Dostos waren nur leicht gefüllt, aber auch hier merkte man mal wieder den Unterschied zwischen IC und RE. Erst stöckelte die Schaffnerin durch den Zug, dann folgten ihr zwei Sicherheitskräfte und sahen alles und jeden grimmig an. Die beiden wären wohl weniger nötig, wenn ÖPNV nicht hieße, dass jeder solche Züge benutzen darf, und man nicht schon im Vorfeld, am Schalter oder Automat (mit selektierender EC- Karten- Zahlung) dissoziale Randerscheinungen aussortieren könnte. Aber auch von Vandalismus scheinen Arbeitsplätze abzuhängen.
Alles in allen eine schöne Reise, die zwar anderthalb mal länger dauerte, als hätte man das Auto genommen, aber landschaftlich wesentlich schöner war.